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Was ist die Freimaurerei?
Die Freimaurerei ist ein eigentümliches System der Moral,
das in Allegorien gehüllt und durch Symbole veranschaulicht ist.
—Lectures Emulation
Man könnte ohne Ironie sagen, dass es so viele Ansichten über die Freimaurerei gibt, wie es Freimaurer gab, gibt und geben wird.
Unser Orden ermöglicht es jedem Mitglied, zuerst sich selbst zu entdecken, zu verbessern und symbolisch wiedergeboren zu werden, um dann von seinem rechtmässigen Platz aus für eine stets verbesserungswürdige Welt zu arbeiten, in Harmonie mit sich selbst, seinen Mitmenschen und dem Universum.
Die folgenden Texte sind also nicht als endgültige Antworten zu verstehen, sondern vielmehr als Hinweise von Brüdern, die auf dem Weg der königlichen Kunst zum Licht weiter vorangekommen sind.
Ein Modell für öffentliches Leben
Die Freimaurerei ist ein freier Bund von Männern welche eine Lehre über moralisches Verhalten vermittelt und so versucht dem zunehmend umweltbedingten Materialismus und einem allgemeinen Transzendenzverlust entgegen zu wirken. Sie ist eine Bruderschaft die zu einer gehobenen Lebensphilosophie hinweist indem sie ihre Mitglieder zu Menschenliebe und Toleranz erzieht, die Wohltätigkeit zur Pflicht erhebt und die Grundlage bietet, das eigene Leben in Würde zu gestalten. Diese Lehren werden mittels Symbolen in Ritualen und Zeremonien vermittelt. Sie bieten ein Gegengewicht zur heutigen, eingeschränkten, zunehmend atheistischer und intellektueller Sicht menschlichen Daseins, indem die Freimaurerei den unerschütterlichen Glauben an eine höhere Macht lehrt.
Hingegen ist die Freimaurerei kein schöngeistiger Verein. Sie ist weder Religion noch Konfession und somit auch kein religiöser Orden, aber auch kein Religionsersatz. Es werden weder geschäftliche, politische, noch gesellschaftliche Vorteile vermittelt was sie damit zu einer „Non Profit-Gesellschaft“ macht die kein Wert legt auf Besitz, Rang und Namen. Sie zwingt niemanden zu einer bestimmten Überzeugung, wirbt keine neuen Mitglieder an, sondern nimmt Suchende auf. Sie ist keine Geheimgesellschaft denn sie verheimlicht weder ihre Existenz noch ihre Ziele und – sie ist ein Privileg.
Der Freimaurerbund ist eine Verbindung freier Männer, die ihr Brauchtum von den Baubruderschaften des Mittelalters herleitet. Diese Richtlinien und Vorschriften, die für jene Baugilden Gültigkeit hatten, sind uns heute in Form der „Alten Pflichten“ und in unseren Ritualen überliefert und dienen uns heute noch zu unserer Belehrung und Fortbildung.
Die Freimaurer betrachten sich nicht als isolierter Bruderbund, sondern sie respektieren den Grundsatz, dass alle Menschen, so verschieden ihr sozialer und gesellschaftlicher Stand auch sein mag, als gleichberechtigte Wesen geboren sind. Dies beinhaltet, dass der Freimaurer grundsätzlich nicht nur alle Menschen als Brüder und Schwestern, sondern das gesamte freimaurerische Dasein als Modell für öffentliches Leben betrachtet.
Die Maurerei ist eine alte Bruderschaft welche sich im Jahre 1717 in England neu konstituierte. Ihre Wurzeln reichen jedoch sehr viel weiter zurück und sind vom geistig-kulturellen Entwicklungsschub, der mit dem Begriff „Gotik“ umschrieben wurde, nicht wegzudenken. So waren die Baumeister der gotischen Kathedralen, in Zusammenarbeit mit den Mönchsorden, den Compagnons, den Tempelrittern, Kreuzrittern und der Gralsritterschaft DIE operativen Freimaurer ihrer Zeit. Im Weiteren bezieht sich die FM auf den Salomonischen Tempelbau in Jerusalem und kann aus der Sicht der christlich-mystischen Tradition an die Ereignisse auf Golgatha anknüpfen! Diese christlich-mystische Tradition resultiert aus dem Initiatorischen Christentum und kann in seinem Selbstverständnis wieder erkennbar werden.
Liebe Freunde der Freimaurerei, was bewegt ehrenwerte, gebildete und freie Männer von gutem Ruf aus allen Schichten der Bevölkerung dazu, sich regelmässig in Logenhäusern zu treffen, um diesem Bunde ihre Freizeit, ihre Kraft und ihr Engagement zu widmen?
So lautet effektiv die erste Frage, die man an einen Kandidaten richtet: „Sind Sie ein freier Mann von gutem Ruf“?
Gemeint ist natürlich, dass das neue Mitglied eine vorurteilslose, tolerante und humanitäre Gesinnung gegenüber jeder ehrlichen Meinung mitbringt. Weiter sollte er sich um ein redliches und ehrenwertes Leben in der Gesellschaft bemühen und sollte mit beiden Füssen im Leben stehen. Wobei das Gewicht nicht auf der Vollkommenheit des Kandidaten liegt, dies wäre ja eine Anmassung unsererseits, sondern auf dem Willen zur Suche nach Gerechtigkeit, Menschlichkeit, Menschenwürde, Lebenssinn, Freiheit und zu ständiger Bestrebung, dem Wohle der Mitmenschen zu dienen.
Demnach könnte man also die Freimaurerei als „hohe Schule des Lebens“ bezeichnen, welche durchaus den Suchenden in seinen Bestrebungen zu unterstützen vermag. Doch geht es hier nicht um die Wissensvermittlung einer Lehre im herkömmlichen Sinne, sondern hier wird sehr viel mehr geboten. Die Lehren werden mittels Erfahrung übertragen und beinhalten Achtung, Erkenntnis, Eifer, Glauben aber auch Werte des Menschentums und der Menschenwürde. Solche Lehren können nicht mit dem Verstand aufgenommen werden, sondern mit der Erkenntnisfähigkeit des Herzens.
Die Freimaurerei ist demnach keine eingrenzende Ideologie, sondern sie vermittelt Erfahrungen, um die persönliche Weltsicht zu objektivieren und ständig neu zu überdenken. Der freimaurerische Geist ist geprägt von der Achtung vor der Schöpfung und dem Leben und schliesst alle religiösen und spirituellen Engnisse aus. „Der allmächtige Baumeister aller Welten“ an der Stelle von Gott, und das „Buch der Gesetze“ als Symbol der Bibel, lassen universalen Spielraum erkennen. Die Freimaurerei huldigt dem Grundsatz der Gewissens-, Glaubens- und Geistesfreiheit und verwirft demnach jeden Zwang der diese Freiheit bedroht.
Wenn wir heute ein Logenhaus als Werkplatz für „königliche Kunst“ betreten, begegnen wir denselben Symbolen wie damals in den Baugilden der operativen Maurerei des Mittelalters. Königlich wird die Kunst deshalb genannt, weil es eine der edelsten Künste darstellt welche sich der menschliche Geist in seinem irdischen Dasein erarbeiten kann. Denn auch bei uns werden Baustücke angefertigt, die in ein Gemeinschaftswerk eingefügt werden wollen. Hammer, Winkelmass, Zirkel, Senkblei und der Handwerksschurz gehören also dazu, wenn der Freimaurer an sein Werk geht.
Da mag die profane Welt aus Unwissenheit lächeln, doch was hinter unseren Mauern geschieht ist weder veraltet, verstaubt noch absurd sondern zeitlos aktuell und bedarf auch keiner Neuorientierung. Dieses Kunsthandwerk dem der Freimaurer nachgeht, oder das Werkstück das er bearbeitet, ist das Wertvollste an das sich ein Mensch überhaupt heranwagen kann. Es ist nämlich das Wesen des Menschen selbst.
Wenn der heutige Freimaurer nach dem verlorengegangenen Wort sucht, heisst das, dass er nach einem vertieften Verstehen und Erkennen der Gesetzmässigkeiten des Universums trachtet. Dies beinhaltet die Suche nach dem Geheimniss der Trilogie:
Materie, Leben und Geist
und resultiert in einem zunehmenden Verständnis für das Verhältnis von Schöpfer und Geschöpf. Solche Erkenntnis kann der Freimaurer in seiner persönlichen Schau nach innen durchaus wiederfinden. Eine solche Haltung führt zu einer besseren Meisterung des Lebens und zu einer transzendenteren Sicht der SCHÖPFUNG.
Der raue Stein ist das erste Symbol, mit dem der Lichtsuchende bereits bei der Aufnahme als Lehrling vertraut gemacht wird. Sich selbst im unbehauenen Stein erkennend erhält er zudem von seinen Brüdern die Werkzeuge und die Anweisungen wie dieser zu bearbeiten ist damit er dereinst als vollkommener Quader im Gesamtbau eingefügt werden kann. Wenn die Zeit gekommen ist, wird er sein in Würde und Fleiss behauenes Meisterstück präsentieren, wohlwissend, dass es sich um sein wahres, eigenes, inneres Wesen handelt.
So werden dereinst alle vollkommenen Quader als Endziel im Tempel der Humanität, oder dem Dom, welcher aus Menschen errichtet wird, eingefügt. Dieser sakrale Bau wird mit allen Menschen guten Willens gespiesen und stellt das allegorische, ursprüngliche Mandat des Menschseins dar welches von der Evolution vorgegeben wird.
Dieses Logenleben mit all seinen Formen, Zierden und Gesetzmässigkeiten betrachtet der Freimaurer aber nicht als Mittel zur erschöpfenden Selbstfindung, sondern was der Einzelne begriffen hat, zeigt sich erst draussen im Leben, am Arbeitsplatz, in der Familie und in der Gesellschaft. Hier kann er umsetzen, was er an der Quelle seines Wesens gelernt hat. Es kann also nicht verwundern, dass es die Maurer immer wieder aufs neue in den Schmelztiegel der maurerischen Werkstätte zieht, wo er am Tempel der Humanität weiter arbeitet und neue Kraft schöpft, um getreu die auferlegten Pflichten des Allmächtigen Baumeisters aller Welten zu erfüllen,
KOMME WAS DA WOLLE!
Wer also einen Tempel oder eine Werkstätte der Freimaurer betritt, findet sich in einer Symbolwelt wieder, in der die Symbole oder Werkzeuge als Mittel zur Kommunikation mit der Seele zu verstehen sind. In unserem Tempel, der durch symbolhafte Ausstattung zu einer Zelle des Kosmos wird, welcher sich vom äussersten Osten in den äussersten Westen, vom denkbar äussersten Punkt im Norden zum denkbar äussersten Punkt im Süden und vom Nadir, dem Mittelpunkt der Erde, bis zur Sternenwelt erstreckt, bedient man sich der Symbolsprache, um die verbalen Begriffe in den seelischen Bereichen zu formulieren.
Aus diesen Überlegungen muss hervorgehen, dass ein Tempel ein Ort geistiger Bestrebungen ist und daher von materiellen Einschränkungen nicht begrenzt werden kann. So ist das Freimaurerleben durchaus als Wanderung durch das eigene Labyrinth der persönlichen Seelenlandschaft zu verstehen. Dieser Weg zum eigenen Wesenskern, lässt sich mit einer symbolischen Wallfahrt nach Jerusalem vergleichen. Die Stationen der Rast, oder eben unsere Initiationen vermitteln keine Wissensinhalte die man logisch fassbar machen kann, sondern hier geht es um subtile Erlebnisinhalte die der Einzelne, nach subjektiver Schau, in sein Leben einordnen kann. Auf dem Wegweiser, welcher uns in die richtige Richtung weist steht geschrieben: ERKENNE DICH SELBST, und – meine lieben Freunde, der Weg ist kurz, er führt uns vom Kopf zum Herzen!
So ist der Freimaurer stets bemüht, sein Verhältnis zu den Mitmenschen neu zu überdenken, um seinen Lebensstil den Begebenheiten seiner stets neuen Erfahrungen anzupassen. Ja mehr noch, der Freimaurer hat sich sogar verpflichtet, an einer Ideologie der Freiheit und der Menschlichkeit zu schaffen und stützt sich dabei auf die Einbindung in das Kraftfeld seiner Gesinnungsgemeinschaft. Die Hilfe, die die Freimaurerei anbietet, ist also nicht materieller oder finanzieller Art, sondern sie ist eine ideologische Stütze, welche den Freimaurer befähigt, sich im immer wiederkehrenden, brüderlichen Gespräch eine neue Gesinnung zu prägen.
Durch den zusätzlichen, immer wiederkehrenden Rhythmus des rituellen Erlebens erarbeitet er sich seine Überzeugung, und Kraft seiner Einsicht handelt er dementsprechend edel, humanitär und tolerant ohne, dass ihn Verfassungen oder Statuten dazu auffordern. So ist nicht die Vollkommenheit an sich das Ziel, sondern der Weg dahin!
Liebe Freunde der Freimaurerei, die Verworrenheit der Zeit in der wir leben ist nicht zu übersehen und die Ereignisse unserer Zeit sprechen eine klare Sprache. Sehnsucht nach Frieden wurde missbraucht von der Gier nach Macht und Selbstverwirklichung wird zu egoistischer Rücksichtslosigkeit welche die Familie als Grundlage des Staates zu entwurzeln droht. Kriege, Terror und Katastrophen erinnern uns an das Schwert des Damokles welches Mahnmal jener Welt geworden ist in der Wohlstand und Überdruss zum Stolperstein wurden. Das Rad unserer Epoche befindet sich in ständiger Beschleunigung, und die Euphorie eines technischen Erfolges verwischt uns den Blick auf die Tatsache, dass mit dem Sieg über die Natur auch der drohende Moloch des Sieges über uns selbst hereinbricht.
Es gibt jedoch Landmarken die immerwährende Gültigkeit haben. Es sind dies unsere «ALTEN PFLICHTEN» die wahrhaftig, traditionell, regulär und verbindlich sind. Sie definieren die Grundrechte der Menschenwürde und lassen so viele Auslegungen zu, wie es ehrlich suchende Freimaurer gibt. Niemand kann wissen was die Zukunft bringt, doch kann sich jeder fragen, wer er ist, wo er steht und was er will. In der Bemühung der Meisterung der Gegenwart liegt die potentielle Chance für die aktive Teilnahme an der Zukunft. Und dies gilt auch für die Freimaurerei.
Wir alle können nur eine Welt wünschen in der sich alle Menschen ihre Freiheit lassen, eine Welt, an der wir alle in gegenseitiger Kommunikation teilhaben können. Darum wollen auch die Freimaurer ihre Gesinnung, die sie miteinander verbindet und die sie lieben gelernt haben, hinaus tragen in die Welt. Die Freimaurer verstehen das nicht als Werbung in eigener Sache, sondern als teilhaben lassen in gegenseitiger Hilfe und Achtung für eine lebenswertere Zukunft.
Liebe Freunde der Freimaurerei, letztendlich sind auch diese, meine Ausführungen nur EINE Freimaurer-Meinung.
J.P.C. (Alt Stuhlmeister)
Der Ritus «Emulation»
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Das Emulationsritual ist eines der weitesten verbreiteten freimaurerischen Ritualsysteme und umfasst neben den drei „blauen Graden“ auch die Zeremonie der Installation.
Es wird vor allem in seinem Ursprungsland England, aber auch in vielen anderen, besonders in englisch sprechenden Ländern praktiziert und ist daher rund um den Planeten vertreten.
Unsere deutsche Version ist eine direkte Übersetzung des englischen Textes, der während beinahe 150 Jahren unverändert behütet wird.
Dieses System legt seinen Hauptakzent auf die rituelle und spirituelle Belehrung im Tempel und kennt daher keine Konferenzen. Alle Aktivitäten, ausser den Instruktionen für Lehrlinge und Gesellen, finden in rituellem Geschehen statt.
Der Name „Emulation“ zu deutsch „Nachahmung“ stammt aus dem Jahre 1823, als die Loge Namens „Emulation Lodge of Instruction“, später „Emulation Lodge of Improvement“ in London gegründet wurde.
Ziel dieser Loge war es, dieses neu vereinheitlichte Emulations-Ritual streng zu bewahren, es von der Anpassung an den Zeitgeist zu schützen und über dessen Inhalt einen interessierten Kreis von Maurern zu instruieren.
Dieses von der „Emulation Lodge of Improvement“ übernommene Ritual hat eine lange Vorgeschichte.
Zur Zeit der Gründung der ersten Grossloge von England im Jahre 1717 gab es kein einheitliches Ritual, das alle ihre Logen unter einem Dach verbunden hätte, und so kam es, dass auch nach 1717 die einzelnen Logen nach ihrer bestehenden Tradition weiter arbeiteten.
Damals bestanden vor allem zwei Richtungen: Die „Moderns“ und die „Antients“, welche vorgaben, die alten, echten und unverfälschten Ritualformen aufrecht erhalten zu haben.
Diese „Antients“ gründeten sodann im Jahre 1751 eine eigene Grossloge. Die Vereinigung dieser Grossloge mit der Grossloge von England im Jahre 1813 brachte eine Versöhnung beider, aus welcher die Gründung der neuen „Lodge of Reconciliation“ hervor ging. Diese Loge machte sich zur Aufgabe, die Rituale der „Moderns“ und der „Antients“ zu vereinheitlichen. Nach alter Tradition wurde das resultierende, einheitliche Ritual nie niedergeschrieben, sondern es wurde darauf geachtet, es nur mündlich zu überliefern, um es vor Uneingeweihten zu schützen.
Man kann davon ausgehen, dass es vor allem die Formen der „Antients“ waren, die übernommen wurden und, mit Ausnahme von kleinen lokal bedingten Variationen, von allen englischen Logen als einheitliches System akzeptiert und ihren Bauhütten einverleibt wurden, ohne dass seitens der Grossloge eine zwingende Vorschrift bestand. In deren Folge entstanden verschiedene Instruktionslogen, welche die Aufgabe hatten, das neue Ritual den englischen Logen bekannt zumachen und deren BBr\ darin zu unterweisen. Eine der erfolgreichsten dieser Logen war die „Emulation Lodge of Improvement“, welche bis zum heutigen Tag als Hüter des Rituals ihre Aufgabe wahrnimmt.
Bis weit ins neunzehnte Jahrhundert war es streng verboten, das Ritual zu veröffentlichen, und es wurde demnach immer nur mündlich überliefert.
Diese Ritualtexte werden heute immer noch in unserer Loge auswendig vorgetragen.
Die Schriftstücke und Dokumente, welche als Basis unserer Rituale dienen, werden nur als Lernhilfe betrachtet und sollen zusätzlich verhindern, dass unabsichtliche Abweichungen im Ritual aufgenommen werden können.
Was ist die Freimaurerei?
Die Freimaurerei ist ein eigentümliches System der Moral,
das in Allegorien gehüllt und durch Symbole veranschaulicht ist.
—Lectures Emulation
Man könnte ohne Ironie sagen, dass es so viele Ansichten über die Freimaurerei gibt, wie es Freimaurer gab, gibt und geben wird.
Unser Orden ermöglicht es jedem Mitglied, zuerst sich selbst zu entdecken, zu verbessern und symbolisch wiedergeboren zu werden, um dann von seinem rechtmässigen Platz aus für eine stets verbesserungswürdige Welt zu arbeiten, in Harmonie mit sich selbst, seinen Mitmenschen und dem Universum.
Die folgenden Texte sind also nicht als endgültige Antworten zu verstehen, sondern vielmehr als Hinweise von Brüdern, die auf dem Weg der königlichen Kunst zum Licht weiter vorangekommen sind.
Ein Modell für öffentliches Leben
Die Freimaurerei ist ein freier Bund von Männern welche eine Lehre über moralisches Verhalten vermittelt und so versucht dem zunehmend umweltbedingten Materialismus und einem allgemeinen Transzendenzverlust entgegen zu wirken. Sie ist eine Bruderschaft die zu einer gehobenen Lebensphilosophie hinweist indem sie ihre Mitglieder zu Menschenliebe und Toleranz erzieht, die Wohltätigkeit zur Pflicht erhebt und die Grundlage bietet, das eigene Leben in Würde zu gestalten. Diese Lehren werden mittels Symbolen in Ritualen und Zeremonien vermittelt. Sie bieten ein Gegengewicht zur heutigen, eingeschränkten, zunehmend atheistischer und intellektueller Sicht menschlichen Daseins, indem die Freimaurerei den unerschütterlichen Glauben an eine höhere Macht lehrt.
Hingegen ist die Freimaurerei kein schöngeistiger Verein. Sie ist weder Religion noch Konfession und somit auch kein religiöser Orden, aber auch kein Religionsersatz. Es werden weder geschäftliche, politische, noch gesellschaftliche Vorteile vermittelt was sie damit zu einer „Non Profit-Gesellschaft“ macht die kein Wert legt auf Besitz, Rang und Namen. Sie zwingt niemanden zu einer bestimmten Überzeugung, wirbt keine neuen Mitglieder an, sondern nimmt Suchende auf. Sie ist keine Geheimgesellschaft denn sie verheimlicht weder ihre Existenz noch ihre Ziele und – sie ist ein Privileg.
Der Freimaurerbund ist eine Verbindung freier Männer, die ihr Brauchtum von den Baubruderschaften des Mittelalters herleitet. Diese Richtlinien und Vorschriften, die für jene Baugilden Gültigkeit hatten, sind uns heute in Form der „Alten Pflichten“ und in unseren Ritualen überliefert und dienen uns heute noch zu unserer Belehrung und Fortbildung.
Die Freimaurer betrachten sich nicht als isolierter Bruderbund, sondern sie respektieren den Grundsatz, dass alle Menschen, so verschieden ihr sozialer und gesellschaftlicher Stand auch sein mag, als gleichberechtigte Wesen geboren sind. Dies beinhaltet, dass der Freimaurer grundsätzlich nicht nur alle Menschen als Brüder und Schwestern, sondern das gesamte freimaurerische Dasein als Modell für öffentliches Leben betrachtet.
Die Maurerei ist eine alte Bruderschaft welche sich im Jahre 1717 in England neu konstituierte. Ihre Wurzeln reichen jedoch sehr viel weiter zurück und sind vom geistig-kulturellen Entwicklungsschub, der mit dem Begriff „Gotik“ umschrieben wurde, nicht wegzudenken. So waren die Baumeister der gotischen Kathedralen, in Zusammenarbeit mit den Mönchsorden, den Compagnons, den Tempelrittern, Kreuzrittern und der Gralsritterschaft DIE operativen Freimaurer ihrer Zeit. Im Weiteren bezieht sich die FM auf den Salomonischen Tempelbau in Jerusalem und kann aus der Sicht der christlich-mystischen Tradition an die Ereignisse auf Golgatha anknüpfen! Diese christlich-mystische Tradition resultiert aus dem Initiatorischen Christentum und kann in seinem Selbstverständnis wieder erkennbar werden.
Liebe Freunde der Freimaurerei, was bewegt ehrenwerte, gebildete und freie Männer von gutem Ruf aus allen Schichten der Bevölkerung dazu, sich regelmässig in Logenhäusern zu treffen, um diesem Bunde ihre Freizeit, ihre Kraft und ihr Engagement zu widmen?
So lautet effektiv die erste Frage, die man an einen Kandidaten richtet: „Sind Sie ein freier Mann von gutem Ruf“?
Gemeint ist natürlich, dass das neue Mitglied eine vorurteilslose, tolerante und humanitäre Gesinnung gegenüber jeder ehrlichen Meinung mitbringt. Weiter sollte er sich um ein redliches und ehrenwertes Leben in der Gesellschaft bemühen und sollte mit beiden Füssen im Leben stehen. Wobei das Gewicht nicht auf der Vollkommenheit des Kandidaten liegt, dies wäre ja eine Anmassung unsererseits, sondern auf dem Willen zur Suche nach Gerechtigkeit, Menschlichkeit, Menschenwürde, Lebenssinn, Freiheit und zu ständiger Bestrebung, dem Wohle der Mitmenschen zu dienen.
Demnach könnte man also die Freimaurerei als „hohe Schule des Lebens“ bezeichnen, welche durchaus den Suchenden in seinen Bestrebungen zu unterstützen vermag. Doch geht es hier nicht um die Wissensvermittlung einer Lehre im herkömmlichen Sinne, sondern hier wird sehr viel mehr geboten. Die Lehren werden mittels Erfahrung übertragen und beinhalten Achtung, Erkenntnis, Eifer, Glauben aber auch Werte des Menschentums und der Menschenwürde. Solche Lehren können nicht mit dem Verstand aufgenommen werden, sondern mit der Erkenntnisfähigkeit des Herzens.
Die Freimaurerei ist demnach keine eingrenzende Ideologie, sondern sie vermittelt Erfahrungen, um die persönliche Weltsicht zu objektivieren und ständig neu zu überdenken. Der freimaurerische Geist ist geprägt von der Achtung vor der Schöpfung und dem Leben und schliesst alle religiösen und spirituellen Engnisse aus. „Der allmächtige Baumeister aller Welten“ an der Stelle von Gott, und das „Buch der Gesetze“ als Symbol der Bibel, lassen universalen Spielraum erkennen. Die Freimaurerei huldigt dem Grundsatz der Gewissens-, Glaubens- und Geistesfreiheit und verwirft demnach jeden Zwang der diese Freiheit bedroht.
Wenn wir heute ein Logenhaus als Werkplatz für „königliche Kunst“ betreten, begegnen wir denselben Symbolen wie damals in den Baugilden der operativen Maurerei des Mittelalters. Königlich wird die Kunst deshalb genannt, weil es eine der edelsten Künste darstellt welche sich der menschliche Geist in seinem irdischen Dasein erarbeiten kann. Denn auch bei uns werden Baustücke angefertigt, die in ein Gemeinschaftswerk eingefügt werden wollen. Hammer, Winkelmass, Zirkel, Senkblei und der Handwerksschurz gehören also dazu, wenn der Freimaurer an sein Werk geht.
Da mag die profane Welt aus Unwissenheit lächeln, doch was hinter unseren Mauern geschieht ist weder veraltet, verstaubt noch absurd sondern zeitlos aktuell und bedarf auch keiner Neuorientierung. Dieses Kunsthandwerk dem der Freimaurer nachgeht, oder das Werkstück das er bearbeitet, ist das Wertvollste an das sich ein Mensch überhaupt heranwagen kann. Es ist nämlich das Wesen des Menschen selbst.
Wenn der heutige Freimaurer nach dem verlorengegangenen Wort sucht, heisst das, dass er nach einem vertieften Verstehen und Erkennen der Gesetzmässigkeiten des Universums trachtet. Dies beinhaltet die Suche nach dem Geheimniss der Trilogie:
Materie, Leben und Geist
und resultiert in einem zunehmenden Verständnis für das Verhältnis von Schöpfer und Geschöpf. Solche Erkenntnis kann der Freimaurer in seiner persönlichen Schau nach innen durchaus wiederfinden. Eine solche Haltung führt zu einer besseren Meisterung des Lebens und zu einer transzendenteren Sicht der SCHÖPFUNG.
Der raue Stein ist das erste Symbol, mit dem der Lichtsuchende bereits bei der Aufnahme als Lehrling vertraut gemacht wird. Sich selbst im unbehauenen Stein erkennend erhält er zudem von seinen Brüdern die Werkzeuge und die Anweisungen wie dieser zu bearbeiten ist damit er dereinst als vollkommener Quader im Gesamtbau eingefügt werden kann. Wenn die Zeit gekommen ist, wird er sein in Würde und Fleiss behauenes Meisterstück präsentieren, wohlwissend, dass es sich um sein wahres, eigenes, inneres Wesen handelt.
So werden dereinst alle vollkommenen Quader als Endziel im Tempel der Humanität, oder dem Dom, welcher aus Menschen errichtet wird, eingefügt. Dieser sakrale Bau wird mit allen Menschen guten Willens gespiesen und stellt das allegorische, ursprüngliche Mandat des Menschseins dar welches von der Evolution vorgegeben wird.
Dieses Logenleben mit all seinen Formen, Zierden und Gesetzmässigkeiten betrachtet der Freimaurer aber nicht als Mittel zur erschöpfenden Selbstfindung, sondern was der Einzelne begriffen hat, zeigt sich erst draussen im Leben, am Arbeitsplatz, in der Familie und in der Gesellschaft. Hier kann er umsetzen, was er an der Quelle seines Wesens gelernt hat. Es kann also nicht verwundern, dass es die Maurer immer wieder aufs neue in den Schmelztiegel der maurerischen Werkstätte zieht, wo er am Tempel der Humanität weiter arbeitet und neue Kraft schöpft, um getreu die auferlegten Pflichten des Allmächtigen Baumeisters aller Welten zu erfüllen,
KOMME WAS DA WOLLE!
Wer also einen Tempel oder eine Werkstätte der Freimaurer betritt, findet sich in einer Symbolwelt wieder, in der die Symbole oder Werkzeuge als Mittel zur Kommunikation mit der Seele zu verstehen sind. In unserem Tempel, der durch symbolhafte Ausstattung zu einer Zelle des Kosmos wird, welcher sich vom äussersten Osten in den äussersten Westen, vom denkbar äussersten Punkt im Norden zum denkbar äussersten Punkt im Süden und vom Nadir, dem Mittelpunkt der Erde, bis zur Sternenwelt erstreckt, bedient man sich der Symbolsprache, um die verbalen Begriffe in den seelischen Bereichen zu formulieren.
Aus diesen Überlegungen muss hervorgehen, dass ein Tempel ein Ort geistiger Bestrebungen ist und daher von materiellen Einschränkungen nicht begrenzt werden kann. So ist das Freimaurerleben durchaus als Wanderung durch das eigene Labyrinth der persönlichen Seelenlandschaft zu verstehen. Dieser Weg zum eigenen Wesenskern, lässt sich mit einer symbolischen Wallfahrt nach Jerusalem vergleichen. Die Stationen der Rast, oder eben unsere Initiationen vermitteln keine Wissensinhalte die man logisch fassbar machen kann, sondern hier geht es um subtile Erlebnisinhalte die der Einzelne, nach subjektiver Schau, in sein Leben einordnen kann. Auf dem Wegweiser, welcher uns in die richtige Richtung weist steht geschrieben: ERKENNE DICH SELBST, und – meine lieben Freunde, der Weg ist kurz, er führt uns vom Kopf zum Herzen!
So ist der Freimaurer stets bemüht, sein Verhältnis zu den Mitmenschen neu zu überdenken, um seinen Lebensstil den Begebenheiten seiner stets neuen Erfahrungen anzupassen. Ja mehr noch, der Freimaurer hat sich sogar verpflichtet, an einer Ideologie der Freiheit und der Menschlichkeit zu schaffen und stützt sich dabei auf die Einbindung in das Kraftfeld seiner Gesinnungsgemeinschaft. Die Hilfe, die die Freimaurerei anbietet, ist also nicht materieller oder finanzieller Art, sondern sie ist eine ideologische Stütze, welche den Freimaurer befähigt, sich im immer wiederkehrenden, brüderlichen Gespräch eine neue Gesinnung zu prägen.
Durch den zusätzlichen, immer wiederkehrenden Rhythmus des rituellen Erlebens erarbeitet er sich seine Überzeugung, und Kraft seiner Einsicht handelt er dementsprechend edel, humanitär und tolerant ohne, dass ihn Verfassungen oder Statuten dazu auffordern. So ist nicht die Vollkommenheit an sich das Ziel, sondern der Weg dahin!
Liebe Freunde der Freimaurerei, die Verworrenheit der Zeit in der wir leben ist nicht zu übersehen und die Ereignisse unserer Zeit sprechen eine klare Sprache. Sehnsucht nach Frieden wurde missbraucht von der Gier nach Macht und Selbstverwirklichung wird zu egoistischer Rücksichtslosigkeit welche die Familie als Grundlage des Staates zu entwurzeln droht. Kriege, Terror und Katastrophen erinnern uns an das Schwert des Damokles welches Mahnmal jener Welt geworden ist in der Wohlstand und Überdruss zum Stolperstein wurden. Das Rad unserer Epoche befindet sich in ständiger Beschleunigung, und die Euphorie eines technischen Erfolges verwischt uns den Blick auf die Tatsache, dass mit dem Sieg über die Natur auch der drohende Moloch des Sieges über uns selbst hereinbricht.
Es gibt jedoch Landmarken die immerwährende Gültigkeit haben. Es sind dies unsere «ALTEN PFLICHTEN» die wahrhaftig, traditionell, regulär und verbindlich sind. Sie definieren die Grundrechte der Menschenwürde und lassen so viele Auslegungen zu, wie es ehrlich suchende Freimaurer gibt. Niemand kann wissen was die Zukunft bringt, doch kann sich jeder fragen, wer er ist, wo er steht und was er will. In der Bemühung der Meisterung der Gegenwart liegt die potentielle Chance für die aktive Teilnahme an der Zukunft. Und dies gilt auch für die Freimaurerei.
Wir alle können nur eine Welt wünschen in der sich alle Menschen ihre Freiheit lassen, eine Welt, an der wir alle in gegenseitiger Kommunikation teilhaben können. Darum wollen auch die Freimaurer ihre Gesinnung, die sie miteinander verbindet und die sie lieben gelernt haben, hinaus tragen in die Welt. Die Freimaurer verstehen das nicht als Werbung in eigener Sache, sondern als teilhaben lassen in gegenseitiger Hilfe und Achtung für eine lebenswertere Zukunft.
Liebe Freunde der Freimaurerei, letztendlich sind auch diese, meine Ausführungen nur EINE Freimaurer-Meinung.
J.P.C. (Alt Stuhlmeister)
Der Ritus «Emulation» ↓
Es wird vor allem in seinem Ursprungsland England, aber auch in vielen anderen, besonders in englisch sprechenden Ländern praktiziert und ist daher rund um den Planeten vertreten.
Unsere deutsche Version ist eine direkte Übersetzung des englischen Textes, der während beinahe 150 Jahren unverändert behütet wird.
Dieses System legt seinen Hauptakzent auf die rituelle und spirituelle Belehrung im Tempel und kennt daher keine Konferenzen. Alle Aktivitäten, ausser den Instruktionen für Lehrlinge und Gesellen, finden in rituellem Geschehen statt.
Der Name „Emulation“ zu deutsch „Nachahmung“ stammt aus dem Jahre 1823, als die Loge Namens „Emulation Lodge of Instruction“, später „Emulation Lodge of Improvement“ in London gegründet wurde.
Ziel dieser Loge war es, dieses neu vereinheitlichte Emulations-Ritual streng zu bewahren, es von der Anpassung an den Zeitgeist zu schützen und über dessen Inhalt einen interessierten Kreis von Maurern zu instruieren.
Dieses von der „Emulation Lodge of Improvement“ übernommene Ritual hat eine lange Vorgeschichte.
Zur Zeit der Gründung der ersten Grossloge von England im Jahre 1717 gab es kein einheitliches Ritual, das alle ihre Logen unter einem Dach verbunden hätte, und so kam es, dass auch nach 1717 die einzelnen Logen nach ihrer bestehenden Tradition weiter arbeiteten.
Damals bestanden vor allem zwei Richtungen: Die „Moderns“ und die „Antients“, welche vorgaben, die alten, echten und unverfälschten Ritualformen aufrecht erhalten zu haben.
Diese „Antients“ gründeten sodann im Jahre 1751 eine eigene Grossloge. Die Vereinigung dieser Grossloge mit der Grossloge von England im Jahre 1813 brachte eine Versöhnung beider, aus welcher die Gründung der neuen „Lodge of Reconciliation“ hervor ging. Diese Loge machte sich zur Aufgabe, die Rituale der „Moderns“ und der „Antients“ zu vereinheitlichen. Nach alter Tradition wurde das resultierende, einheitliche Ritual nie niedergeschrieben, sondern es wurde darauf geachtet, es nur mündlich zu überliefern, um es vor Uneingeweihten zu schützen.
Man kann davon ausgehen, dass es vor allem die Formen der „Antients“ waren, die übernommen wurden und, mit Ausnahme von kleinen lokal bedingten Variationen, von allen englischen Logen als einheitliches System akzeptiert und ihren Bauhütten einverleibt wurden, ohne dass seitens der Grossloge eine zwingende Vorschrift bestand. In deren Folge entstanden verschiedene Instruktionslogen, welche die Aufgabe hatten, das neue Ritual den englischen Logen bekannt zumachen und deren BBr\ darin zu unterweisen. Eine der erfolgreichsten dieser Logen war die „Emulation Lodge of Improvement“, welche bis zum heutigen Tag als Hüter des Rituals ihre Aufgabe wahrnimmt.
Bis weit ins neunzehnte Jahrhundert war es streng verboten, das Ritual zu veröffentlichen, und es wurde demnach immer nur mündlich überliefert.
Diese Ritualtexte werden heute immer noch in unserer Loge auswendig vorgetragen.
Die Schriftstücke und Dokumente, welche als Basis unserer Rituale dienen, werden nur als Lernhilfe betrachtet und sollen zusätzlich verhindern, dass unabsichtliche Abweichungen im Ritual aufgenommen werden können.
Was ist die Freimaurerei?
Die Freimaurerei ist
ein eigentümliches System der Moral,
das in Allegorien gehüllt
und durch Symbole veranschaulicht ist.
—Lectures Emulation
Man könnte ohne Ironie sagen, dass es so viele Ansichten über die Freimaurerei gibt, wie es Freimaurer gab, gibt und geben wird.
Unser Orden ermöglicht es jedem Mitglied, zuerst sich selbst zu entdecken, zu verbessern und symbolisch wiedergeboren zu werden, um dann von seinem rechtmässigen Platz aus für eine stets verbesserungswürdige Welt zu arbeiten, in Harmonie mit sich selbst, seinen Mitmenschen und dem Universum.
Die folgenden Texte sind also nicht als endgültige Antworten zu verstehen, sondern vielmehr als Hinweise von Brüdern, die auf dem Weg der königlichen Kunst zum Licht weiter vorangekommen sind.
Ein Modell für öffentliches Leben
Die Freimaurerei ist ein freier Bund von Männern welche eine Lehre über moralisches Verhalten vermittelt und so versucht dem zunehmend umweltbedingten Materialismus und einem allgemeinen Transzendenzverlust entgegen zu wirken. Sie ist eine Bruderschaft die zu einer gehobenen Lebensphilosophie hinweist indem sie ihre Mitglieder zu Menschenliebe und Toleranz erzieht, die Wohltätigkeit zur Pflicht erhebt und die Grundlage bietet, das eigene Leben in Würde zu gestalten. Diese Lehren werden mittels Symbolen in Ritualen und Zeremonien vermittelt. Sie bieten ein Gegengewicht zur heutigen, eingeschränkten, zunehmend atheistischer und intellektueller Sicht menschlichen Daseins, indem die Freimaurerei den unerschütterlichen Glauben an eine höhere Macht lehrt.
Hingegen ist die Freimaurerei kein schöngeistiger Verein. Sie ist weder Religion noch Konfession und somit auch kein religiöser Orden, aber auch kein Religionsersatz. Es werden weder geschäftliche, politische, noch gesellschaftliche Vorteile vermittelt was sie damit zu einer „Non Profit-Gesellschaft“ macht die kein Wert legt auf Besitz, Rang und Namen. Sie zwingt niemanden zu einer bestimmten Überzeugung, wirbt keine neuen Mitglieder an, sondern nimmt Suchende auf. Sie ist keine Geheimgesellschaft denn sie verheimlicht weder ihre Existenz noch ihre Ziele und – sie ist ein Privileg.
Der Freimaurerbund ist eine Verbindung freier Männer, die ihr Brauchtum von den Baubruderschaften des Mittelalters herleitet. Diese Richtlinien und Vorschriften, die für jene Baugilden Gültigkeit hatten, sind uns heute in Form der „Alten Pflichten“ und in unseren Ritualen überliefert und dienen uns heute noch zu unserer Belehrung und Fortbildung.
Die Freimaurer betrachten sich nicht als isolierter Bruderbund, sondern sie respektieren den Grundsatz, dass alle Menschen, so verschieden ihr sozialer und gesellschaftlicher Stand auch sein mag, als gleichberechtigte Wesen geboren sind. Dies beinhaltet, dass der Freimaurer grundsätzlich nicht nur alle Menschen als Brüder und Schwestern, sondern das gesamte freimaurerische Dasein als Modell für öffentliches Leben betrachtet.
Die Maurerei ist eine alte Bruderschaft welche sich im Jahre 1717 in England neu konstituierte. Ihre Wurzeln reichen jedoch sehr viel weiter zurück und sind vom geistig-kulturellen Entwicklungsschub, der mit dem Begriff „Gotik“ umschrieben wurde, nicht wegzudenken. So waren die Baumeister der gotischen Kathedralen, in Zusammenarbeit mit den Mönchsorden, den Compagnons, den Tempelrittern, Kreuzrittern und der Gralsritterschaft DIE operativen Freimaurer ihrer Zeit. Im Weiteren bezieht sich die FM auf den Salomonischen Tempelbau in Jerusalem und kann aus der Sicht der christlich-mystischen Tradition an die Ereignisse auf Golgatha anknüpfen! Diese christlich-mystische Tradition resultiert aus dem Initiatorischen Christentum und kann in seinem Selbstverständnis wieder erkennbar werden.
Liebe Freunde der Freimaurerei, was bewegt ehrenwerte, gebildete und freie Männer von gutem Ruf aus allen Schichten der Bevölkerung dazu, sich regelmässig in Logenhäusern zu treffen, um diesem Bunde ihre Freizeit, ihre Kraft und ihr Engagement zu widmen?
So lautet effektiv die erste Frage, die man an einen Kandidaten richtet: „Sind Sie ein freier Mann von gutem Ruf“?
Gemeint ist natürlich, dass das neue Mitglied eine vorurteilslose, tolerante und humanitäre Gesinnung gegenüber jeder ehrlichen Meinung mitbringt. Weiter sollte er sich um ein redliches und ehrenwertes Leben in der Gesellschaft bemühen und sollte mit beiden Füssen im Leben stehen. Wobei das Gewicht nicht auf der Vollkommenheit des Kandidaten liegt, dies wäre ja eine Anmassung unsererseits, sondern auf dem Willen zur Suche nach Gerechtigkeit, Menschlichkeit, Menschenwürde, Lebenssinn, Freiheit und zu ständiger Bestrebung, dem Wohle der Mitmenschen zu dienen.
Demnach könnte man also die Freimaurerei als „hohe Schule des Lebens“ bezeichnen, welche durchaus den Suchenden in seinen Bestrebungen zu unterstützen vermag. Doch geht es hier nicht um die Wissensvermittlung einer Lehre im herkömmlichen Sinne, sondern hier wird sehr viel mehr geboten. Die Lehren werden mittels Erfahrung übertragen und beinhalten Achtung, Erkenntnis, Eifer, Glauben aber auch Werte des Menschentums und der Menschenwürde. Solche Lehren können nicht mit dem Verstand aufgenommen werden, sondern mit der Erkenntnisfähigkeit des Herzens.
Die Freimaurerei ist demnach keine eingrenzende Ideologie, sondern sie vermittelt Erfahrungen, um die persönliche Weltsicht zu objektivieren und ständig neu zu überdenken. Der freimaurerische Geist ist geprägt von der Achtung vor der Schöpfung und dem Leben und schliesst alle religiösen und spirituellen Engnisse aus. „Der allmächtige Baumeister aller Welten“ an der Stelle von Gott, und das „Buch der Gesetze“ als Symbol der Bibel, lassen universalen Spielraum erkennen. Die Freimaurerei huldigt dem Grundsatz der Gewissens-, Glaubens- und Geistesfreiheit und verwirft demnach jeden Zwang der diese Freiheit bedroht.
Wenn wir heute ein Logenhaus als Werkplatz für „königliche Kunst“ betreten, begegnen wir denselben Symbolen wie damals in den Baugilden der operativen Maurerei des Mittelalters. Königlich wird die Kunst deshalb genannt, weil es eine der edelsten Künste darstellt welche sich der menschliche Geist in seinem irdischen Dasein erarbeiten kann. Denn auch bei uns werden Baustücke angefertigt, die in ein Gemeinschaftswerk eingefügt werden wollen. Hammer, Winkelmass, Zirkel, Senkblei und der Handwerksschurz gehören also dazu, wenn der Freimaurer an sein Werk geht.
Da mag die profane Welt aus Unwissenheit lächeln, doch was hinter unseren Mauern geschieht ist weder veraltet, verstaubt noch absurd sondern zeitlos aktuell und bedarf auch keiner Neuorientierung. Dieses Kunsthandwerk dem der Freimaurer nachgeht, oder das Werkstück das er bearbeitet, ist das Wertvollste an das sich ein Mensch überhaupt heranwagen kann. Es ist nämlich das Wesen des Menschen selbst.
Wenn der heutige Freimaurer nach dem verlorengegangenen Wort sucht, heisst das, dass er nach einem vertieften Verstehen und Erkennen der Gesetzmässigkeiten des Universums trachtet. Dies beinhaltet die Suche nach dem Geheimniss der Trilogie:
Materie, Leben und Geist
und resultiert in einem zunehmenden Verständnis für das Verhältnis von Schöpfer und Geschöpf. Solche Erkenntnis kann der Freimaurer in seiner persönlichen Schau nach innen durchaus wiederfinden. Eine solche Haltung führt zu einer besseren Meisterung des Lebens und zu einer transzendenteren Sicht der SCHÖPFUNG.
Der raue Stein ist das erste Symbol, mit dem der Lichtsuchende bereits bei der Aufnahme als Lehrling vertraut gemacht wird. Sich selbst im unbehauenen Stein erkennend erhält er zudem von seinen Brüdern die Werkzeuge und die Anweisungen wie dieser zu bearbeiten ist damit er dereinst als vollkommener Quader im Gesamtbau eingefügt werden kann. Wenn die Zeit gekommen ist, wird er sein in Würde und Fleiss behauenes Meisterstück präsentieren, wohlwissend, dass es sich um sein wahres, eigenes, inneres Wesen handelt.
So werden dereinst alle vollkommenen Quader als Endziel im Tempel der Humanität, oder dem Dom, welcher aus Menschen errichtet wird, eingefügt. Dieser sakrale Bau wird mit allen Menschen guten Willens gespiesen und stellt das allegorische, ursprüngliche Mandat des Menschseins dar welches von der Evolution vorgegeben wird.
Dieses Logenleben mit all seinen Formen, Zierden und Gesetzmässigkeiten betrachtet der Freimaurer aber nicht als Mittel zur erschöpfenden Selbstfindung, sondern was der Einzelne begriffen hat, zeigt sich erst draussen im Leben, am Arbeitsplatz, in der Familie und in der Gesellschaft. Hier kann er umsetzen, was er an der Quelle seines Wesens gelernt hat. Es kann also nicht verwundern, dass es die Maurer immer wieder aufs neue in den Schmelztiegel der maurerischen Werkstätte zieht, wo er am Tempel der Humanität weiter arbeitet und neue Kraft schöpft, um getreu die auferlegten Pflichten des Allmächtigen Baumeisters aller Welten zu erfüllen,
KOMME WAS DA WOLLE!
Wer also einen Tempel oder eine Werkstätte der Freimaurer betritt, findet sich in einer Symbolwelt wieder, in der die Symbole oder Werkzeuge als Mittel zur Kommunikation mit der Seele zu verstehen sind. In unserem Tempel, der durch symbolhafte Ausstattung zu einer Zelle des Kosmos wird, welcher sich vom äussersten Osten in den äussersten Westen, vom denkbar äussersten Punkt im Norden zum denkbar äussersten Punkt im Süden und vom Nadir, dem Mittelpunkt der Erde, bis zur Sternenwelt erstreckt, bedient man sich der Symbolsprache, um die verbalen Begriffe in den seelischen Bereichen zu formulieren.
Aus diesen Überlegungen muss hervorgehen, dass ein Tempel ein Ort geistiger Bestrebungen ist und daher von materiellen Einschränkungen nicht begrenzt werden kann. So ist das Freimaurerleben durchaus als Wanderung durch das eigene Labyrinth der persönlichen Seelenlandschaft zu verstehen. Dieser Weg zum eigenen Wesenskern, lässt sich mit einer symbolischen Wallfahrt nach Jerusalem vergleichen. Die Stationen der Rast, oder eben unsere Initiationen vermitteln keine Wissensinhalte die man logisch fassbar machen kann, sondern hier geht es um subtile Erlebnisinhalte die der Einzelne, nach subjektiver Schau, in sein Leben einordnen kann. Auf dem Wegweiser, welcher uns in die richtige Richtung weist steht geschrieben: ERKENNE DICH SELBST, und – meine lieben Freunde, der Weg ist kurz, er führt uns vom Kopf zum Herzen!
So ist der Freimaurer stets bemüht, sein Verhältnis zu den Mitmenschen neu zu überdenken, um seinen Lebensstil den Begebenheiten seiner stets neuen Erfahrungen anzupassen. Ja mehr noch, der Freimaurer hat sich sogar verpflichtet, an einer Ideologie der Freiheit und der Menschlichkeit zu schaffen und stützt sich dabei auf die Einbindung in das Kraftfeld seiner Gesinnungsgemeinschaft. Die Hilfe, die die Freimaurerei anbietet, ist also nicht materieller oder finanzieller Art, sondern sie ist eine ideologische Stütze, welche den Freimaurer befähigt, sich im immer wiederkehrenden, brüderlichen Gespräch eine neue Gesinnung zu prägen.
Durch den zusätzlichen, immer wiederkehrenden Rhythmus des rituellen Erlebens erarbeitet er sich seine Überzeugung, und Kraft seiner Einsicht handelt er dementsprechend edel, humanitär und tolerant ohne, dass ihn Verfassungen oder Statuten dazu auffordern. So ist nicht die Vollkommenheit an sich das Ziel, sondern der Weg dahin!
Liebe Freunde der Freimaurerei, die Verworrenheit der Zeit in der wir leben ist nicht zu übersehen und die Ereignisse unserer Zeit sprechen eine klare Sprache. Sehnsucht nach Frieden wurde missbraucht von der Gier nach Macht und Selbstverwirklichung wird zu egoistischer Rücksichtslosigkeit welche die Familie als Grundlage des Staates zu entwurzeln droht. Kriege, Terror und Katastrophen erinnern uns an das Schwert des Damokles welches Mahnmal jener Welt geworden ist in der Wohlstand und Überdruss zum Stolperstein wurden. Das Rad unserer Epoche befindet sich in ständiger Beschleunigung, und die Euphorie eines technischen Erfolges verwischt uns den Blick auf die Tatsache, dass mit dem Sieg über die Natur auch der drohende Moloch des Sieges über uns selbst hereinbricht.
Es gibt jedoch Landmarken die immerwährende Gültigkeit haben. Es sind dies unsere «ALTEN PFLICHTEN» die wahrhaftig, traditionell, regulär und verbindlich sind. Sie definieren die Grundrechte der Menschenwürde und lassen so viele Auslegungen zu, wie es ehrlich suchende Freimaurer gibt. Niemand kann wissen was die Zukunft bringt, doch kann sich jeder fragen, wer er ist, wo er steht und was er will. In der Bemühung der Meisterung der Gegenwart liegt die potentielle Chance für die aktive Teilnahme an der Zukunft. Und dies gilt auch für die Freimaurerei.
Wir alle können nur eine Welt wünschen in der sich alle Menschen ihre Freiheit lassen, eine Welt, an der wir alle in gegenseitiger Kommunikation teilhaben können. Darum wollen auch die Freimaurer ihre Gesinnung, die sie miteinander verbindet und die sie lieben gelernt haben, hinaus tragen in die Welt. Die Freimaurer verstehen das nicht als Werbung in eigener Sache, sondern als teilhaben lassen in gegenseitiger Hilfe und Achtung für eine lebenswertere Zukunft.
Liebe Freunde der Freimaurerei, letztendlich sind auch diese, meine Ausführungen nur EINE Freimaurer-Meinung.
J.P.C. (Alt Stuhlmeister)
© 2024 Loge Bon Accord Nr. 41
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